Freitag, 30. Mai 2014

Auf Spurensuche in Rom



"In dem Zimmer, dass für die Geburt vorbereitet ist, befinden sich einige treue Sklavinnen und eine weitere Frau. Sie hat die Haare zusammengebunden, kauert zwischen den gespreizten Beinen der Herrin und gibt ihr Anweisungen, wie sie atmen soll. Eine Assistentin, vielleicht ihre Tochter, umklammert die Gebärende von hinten und drückt bei jeder Kontraktion ihren Schoss nach unten. Auf ihrem Tische liegen einige Instrumente und Wickel bereit, falls es zu Blutungen kommen soll. Die Hebamme heisst Scribonia Attica und ist extra aus Ostia hergekommen, um bei der Geburt zu helfen. Ein Freund der Familie hat sie gerufen, der sie für eine Erfolgsgarantie bei wichtigen Geburten hält. Er selbst in ein bekannter archiatrus, eine Art „Oberarzt“. Geburten werden fast nur von Frauen begleitet, so gut wie nie von männlichen Ärzten. Einerseits aus Schamgefühl, zum anderen auch, weil Ehemänner es nicht dulden, dass ein anderer Mann so intimen Umgang mit ihrer Frau hat. Und es wird noch lange so bleiben, dass gynäkologische Angelegenheiten Sache von Hebammen und Ärztinnen sind" (Auszug aus dem Buch "Ein Tag im alten Rom" von Alberto Angela)

Geschichte hat mich schon immer fasziniert und war zweifellos eines meiner Lieblingsfächer in der Schule. Ich besuche gerne Orte aus längst vergangenen Zeiten und versuche mir vorzustellen, wie die Menschen dort gelebt haben. Es sind nicht die Könige oder Edelleute, die es mir hauptsächlich angetan haben, sondern vorallem das Leben der einfachen Leute. 

 Grund genug also, um uns mal wieder auf den Weg ins alte Rom zu machen. Rom mit kleinen Kindern, werden Sie sich vielleicht fragen? Doch das ist mit der richtigen Ausrüstung überhaupt kein Problem. Und so waren Tragetuch und Olilias Mei Tai unsere treuesten Begleiter. Flink und geschwind kamen wir über alle alten Steine und wenn ein Kind laufmüde wurde, kam es auf den Rücken und wir geschwind voran. Und so hat sich der Olilias Mei Tai auch mit 6-jähriger Tragline auf kurzen Tragestrecken noch bewährt, wenn das Rückenteil und die Stegbreite zugegeben bei einem Kind mit Kleidergrösse 116 nicht mehr ganz optimal sind. Aber unsere Tochter hat es trotzdem genossen. Kein Zufall übrigens, dass sie nach der Mutter eines römischen Imperators benannt wurde, dem der Kaiserschnitt auch seinen Namen zu verdanken hat. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass er wirklich per Sectio geboren wurde, da dies zu früheren Zeiten praktisch das Todesurteil für die Mutter bedeutete. Und Cäsars Mutter Aurelia lebte noch lange Jahre nach seiner Geburt weiter. 

Also was immer Sie auch planen, geschickt verpackt, steht auch einer Städtereise mit Kleinkindern nichts im Wege. Nur Mut! 

Müde nach des Tages Last

Im Forum Romanum

Olilias Mei Tai Medioevo

Montag, 19. Mai 2014

Geburtsbegleitung bei geplantem Kaiserschnitt?

Oft gefragt werden wir, ob eine Geburtsbegleitung auch bei einem geplanten  Kaiserschnitt Sinn macht. Die Antwort dazu ist ganz einfach: aber ja! 

Gerade in dieser Woche ist mir das wieder eindringlich bewusst geworden. Denn warum soll eine Frau die einen Kaiserschnitt haben wird, nicht vor der Geburt ihres Babys ebenso umsorgt werden, wie eine werdende Mutter, die eine vaginale Geburt anstrebt? Was spricht dagegen, sie mit fein riechenden und entspannenden Ölen zu massieren, wenn sie das möchte? Warum nicht beispielsweise auch Atemübungen zeigen, welche ihr helfen können schwierige Momente zu überstehen? Dazu das Wichtigste unserer Arbeit an und für sich: Da-Sein, Anteil nehmen, Zuhören, Erklären. Ich sehe da noch ganz viel Potential.

Wenn der Mann nicht in den Operationssaal mit möchte (und manch einer findet vielleicht erst den Mut dies einzugestehen, wenn er eine Wahl hat), dann kann die Doula beispielsweise während der Operation Fotos machen um diese Momente festzuhalten. Ich hatte kürzlich die grosse Ehre von Seiten eines  Regionalspitales, dass ich während einem Kaiserschnitt mit Vollnarkose dabei sein durfte. Ich war somit nicht nur Zeugin der Geburt, ich habe versucht soviele Fotos wie möglich zu machen, damit diese den Eltern vielleicht helfen können, die verpassten Momente zu rekonstruieren. Gestern habe ich mir die Fotos nochmals angesehen. Ein besonderer Moment, auch für mich. Ich bin dankbar, dass ich den Eltern diese Bilder geben darf.

Gerade Frauen, die zum zweiten Mal eine Sectio haben, machen sich diesen Entscheid - wenn sie eine Wahl haben - oft nicht einfach. Sie wissen ja auch bereits in etwa, was sie erwartet, welche Schmerzen sie nachher haben werden und meistens auch, was es für das Kind bedeutet. Oft haben sie Angst, weil sie beim ersten Mal möglicherweise überrumpelt wurden. Bei den Vorgesprächen versuche ich jeweils herauszufinden, aus welchen Gründen ein Kaiserschnitt angestrebt wird, ob es vielleicht Alternativen oder Verhandlungsspielraum gibt und was die Frau für Wünsche für diese kommende Geburt hat. Diese Wünsche versuche ich dann so gut es geht zu erfüllen. 

Nach einem Kaiserschnitt kann die frischgebackene Mutter sich nicht gut bewegen und braucht doppelt Unterstützung bei den ersten Stillversuchen und beim wichtigen Bonding. Je nach Situation vor Ort bleibe ich dann manchmal etwas länger als normal. Wenn gerade viel los ist - was man bei Geburten ja nicht so gut steuern kann -  dann bleibe ich so lange, bis alles soweit in Ordnung ist, dass ich mit einem guten Gefühl nach Hause gehen kann und weiss, dass die kleine Familie in guten Händen ist.

Es sind oft die Kaiserschnittgeburten, die mich oft zu Tränen (be)rühren. Vielleicht weil das Leben so plötzlich ändert. Von einem Moment zum anderen ist alles anders.

Es ist nicht egal wie wir geboren werden, aber manchmal gibt es einfach keine andere Möglichkeit und auch ein Kaiserschnitt kann eine ganz besondere und schöne Geburt sein. Ganz wichtig ist es, dass die Eltern gut begleitet und informiert sind und auch Mitspracherecht haben, ausser ein wirklich dringender Notfall lässt dies nicht mehr zu.

Es gibt auch einige gute Bücher zum Thema. Z.B. "Meine Wunschgeburt" oder "Kaiserschnittmütter", die ich allen Frauen empfehlen möchte, die noch immer darunter leiden, dass sie einen Kaiserschnitt hatten oder aber sich für die kommende Geburt gut vorbereiten möchten. (http://www.geburtsweg.ch/doula-l%C3%A4deli-shop/b%C3%BCcher-und-medien/kaiserschnitt/)

Eine Aufarbeitung der Geburt, kann diese zwar nicht mehr verändern, aber es hilft einem doch, das Geschehene so annehmen zu können, dass man damit leben kann. Und Trauer darüber zu empfinden, was uns und unseren Kindern wiederfahren ist, dass ist nur normal und sollte auch zugelassen werden.