Montag, 19. Mai 2014

Geburtsbegleitung bei geplantem Kaiserschnitt?

Oft gefragt werden wir, ob eine Geburtsbegleitung auch bei einem geplanten  Kaiserschnitt Sinn macht. Die Antwort dazu ist ganz einfach: aber ja! 

Gerade in dieser Woche ist mir das wieder eindringlich bewusst geworden. Denn warum soll eine Frau die einen Kaiserschnitt haben wird, nicht vor der Geburt ihres Babys ebenso umsorgt werden, wie eine werdende Mutter, die eine vaginale Geburt anstrebt? Was spricht dagegen, sie mit fein riechenden und entspannenden Ölen zu massieren, wenn sie das möchte? Warum nicht beispielsweise auch Atemübungen zeigen, welche ihr helfen können schwierige Momente zu überstehen? Dazu das Wichtigste unserer Arbeit an und für sich: Da-Sein, Anteil nehmen, Zuhören, Erklären. Ich sehe da noch ganz viel Potential.

Wenn der Mann nicht in den Operationssaal mit möchte (und manch einer findet vielleicht erst den Mut dies einzugestehen, wenn er eine Wahl hat), dann kann die Doula beispielsweise während der Operation Fotos machen um diese Momente festzuhalten. Ich hatte kürzlich die grosse Ehre von Seiten eines  Regionalspitales, dass ich während einem Kaiserschnitt mit Vollnarkose dabei sein durfte. Ich war somit nicht nur Zeugin der Geburt, ich habe versucht soviele Fotos wie möglich zu machen, damit diese den Eltern vielleicht helfen können, die verpassten Momente zu rekonstruieren. Gestern habe ich mir die Fotos nochmals angesehen. Ein besonderer Moment, auch für mich. Ich bin dankbar, dass ich den Eltern diese Bilder geben darf.

Gerade Frauen, die zum zweiten Mal eine Sectio haben, machen sich diesen Entscheid - wenn sie eine Wahl haben - oft nicht einfach. Sie wissen ja auch bereits in etwa, was sie erwartet, welche Schmerzen sie nachher haben werden und meistens auch, was es für das Kind bedeutet. Oft haben sie Angst, weil sie beim ersten Mal möglicherweise überrumpelt wurden. Bei den Vorgesprächen versuche ich jeweils herauszufinden, aus welchen Gründen ein Kaiserschnitt angestrebt wird, ob es vielleicht Alternativen oder Verhandlungsspielraum gibt und was die Frau für Wünsche für diese kommende Geburt hat. Diese Wünsche versuche ich dann so gut es geht zu erfüllen. 

Nach einem Kaiserschnitt kann die frischgebackene Mutter sich nicht gut bewegen und braucht doppelt Unterstützung bei den ersten Stillversuchen und beim wichtigen Bonding. Je nach Situation vor Ort bleibe ich dann manchmal etwas länger als normal. Wenn gerade viel los ist - was man bei Geburten ja nicht so gut steuern kann -  dann bleibe ich so lange, bis alles soweit in Ordnung ist, dass ich mit einem guten Gefühl nach Hause gehen kann und weiss, dass die kleine Familie in guten Händen ist.

Es sind oft die Kaiserschnittgeburten, die mich oft zu Tränen (be)rühren. Vielleicht weil das Leben so plötzlich ändert. Von einem Moment zum anderen ist alles anders.

Es ist nicht egal wie wir geboren werden, aber manchmal gibt es einfach keine andere Möglichkeit und auch ein Kaiserschnitt kann eine ganz besondere und schöne Geburt sein. Ganz wichtig ist es, dass die Eltern gut begleitet und informiert sind und auch Mitspracherecht haben, ausser ein wirklich dringender Notfall lässt dies nicht mehr zu.

Es gibt auch einige gute Bücher zum Thema. Z.B. "Meine Wunschgeburt" oder "Kaiserschnittmütter", die ich allen Frauen empfehlen möchte, die noch immer darunter leiden, dass sie einen Kaiserschnitt hatten oder aber sich für die kommende Geburt gut vorbereiten möchten. (http://www.geburtsweg.ch/doula-l%C3%A4deli-shop/b%C3%BCcher-und-medien/kaiserschnitt/)

Eine Aufarbeitung der Geburt, kann diese zwar nicht mehr verändern, aber es hilft einem doch, das Geschehene so annehmen zu können, dass man damit leben kann. Und Trauer darüber zu empfinden, was uns und unseren Kindern wiederfahren ist, dass ist nur normal und sollte auch zugelassen werden.



 





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