Mittwoch, 26. November 2014

Geburtshilfe? Kritische Gedanken

Gestern habe ich viele schwierige Geburtsgeschichten gelesen und gesehen. Organisiert durch Roses Revolution wurden vor verschiedenen Kliniken Rosen deponiert, als Hinweis darauf, das von der entsprechenden Frau an diesem Ort Gewalt erfahren wurde. 

Paralell dazu zeigte ORF den Film "Meine Narbe". Ebenfalls sehr berührend. 

Ich bin immer wieder erschüttert, was Frauen angetan wird. Und das in unserer heutigen, aufgeklärten Welt. Gewalt hat viele Facetten. Auch Gleichgültigkeit kann für Frauen unter der Geburt traumatisch sein. In einem so sensiblen Prozess sind mitfühlende Worte und gutes Zureden unglaublich wertvoll. 

Vieles wird von uns auch einfach toleriert, weil wir denken, dass es normal ist, obschon es eigentlich überhaupt nicht nötig ist. Wenn ich da beispielsweise an die Abwärtsspirale denke, die durch vielleicht unnötiges Einleiten verursacht wird, welches dann möglicherweise heftige, unnatürliche Wehen auslöst, die dann wiederum weitere Interventionen nach sich ziehen. Viele Frauen sind unglücklicherweise viel zu wenig aufgeklärt, was es für Möglichkeiten gibt und was sie überhaupt bei einer Geburt erwartet. Oder sie haben zu wenig Rückhalt. Wir neigen ja logischerweise und meistens auch zu Recht dazu, das zu glauben, was uns von den Ärzten erzählt wird. 

Immer wieder lese oder höre ich auch diesen oder ähnlichen Satz: "Ich hatte einen Notkaiserschnitt, zum Glück, denn sonst wären ich oder mein Kind gestorben." Und ja, ich bin absolut der Meinung, zum Glück gibt es heute die Möglichkeit des Kaiserschnittes, wenn WIRKLICH Gefahr für Mutter und Kind besteht. Aber heute wird ein Kaiserschnitt auch oft in irgendeiner Form provoziert und ich möchte sogar glauben, nicht immer mit Absicht. Aber um auf den Satz zu Beginn des Abschnittes zurückzukommen: nicht selten hätte es auch gar nicht so weit kommen müssen, dass Gefahr für Mutter und Kind besteht. 

Genau so oft hört man: "Ui, Wehen, die tun so unglaublich weh, das ist der schlimmste Schmerz überhaupt". Ja, mein Gott, was löst denn das in den Frauen aus? Natürlich können Wehen schmerzvoll sein, aber dieser Satz frisst sich in den Köpfen der Frauen fest und löst so wiederum eine Abwehrhaltung aus. Unterschätze nie die Macht der Gedanken! Wäre es nicht schöner, wir würden unseren Freundinnen und Töchtern weitergeben, wie wir uns unter der Geburt verhalten können, damit wir mit den Wehen - die ja dazu da sind unser geliebtes Kind auf die Welt zu bringen - umgehen können? 

Wir sind heute soweit, dass wir das als normal akzeptieren, was uns tagtäglich unter der Geburt passiert. Und da möchte ich nun den Link zu meiner eigenen Person machen. Auch ich habe Schlimmes unter der Geburt erlebt. Ich mag mich jetzt noch an die beiden Sätze erinnern, wie wenn es gestern war: "Wir hören sie schon schreiben, aber wir können nichts machen"  (Wir haben einfach keine Zeit) und "Oh, jetzt hat ihr Kind Temperatur. Durch Fieber können im Fall ganz viele schlimme Krankheiten entstehen". Dies ein paar Tage nach der Geburt, als meine Tochter noch auf der Neo war und ich - gepeinigt und verängstigt dastand und dachte, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen. Man kann das doch auch etwas anders formulieren. Das sind jetzt nur zwei Beispiele, die mich noch lange beschäftigt haben.

Wie dem auch sei. Kurz nach der Geburt meiner zweiten Tochter habe ich das erste Mal über Doulas gelesen. Und da wusste ich: genau das hat mir während meinen Schwangerschaften, Geburten und im Wochenbett gefehlt. Ich bin überzeugt, dass unter anderem durch die liebevolle Unterstützung einer Doula vieles anders gekommen wäre. Und genau darum habe ich dann die Ausbildung zur Doula gemacht, weil ich mir wünsche, dass andere Frauen einen besseren Start in die Mutterschaft haben. Und das ist es, was mir die Kraft gibt für meine Arbeit. Eine Arbeit, die nicht immer nur einfach und schön ist, die auch viel Durchhaltewillen braucht, bei denen es Rückschläge gibt und die oft anstrengend ist. Aber das Resultat, das tiefe Glück, wenn es einer Frau hilft, wenn sie mich hat, lässt sich nicht in Gold aufwiegen. 

Doch leider braucht es einfach noch so viele Pionierarbeit, das braucht einen langen Schnauf, denn ab und zu kommt Gegenwind, wenn man nicht damit rechnet. Aktuell bin ich zum Beispiel auf Pikett, in der Hoffnung, dass ich nicht zur Geburt gerufen werden. Wieso das? Meine Schwangere hat heimlich von einer Hausgeburt geträumt und durch Aufklären, Mut  machen, Abklärungen, mit ihr diesen Prozess gehen, soll das mit der Hausgeburt nun doch noch kurzfristig klappen. Leider möchte die Hausgeburtshebamme, auf keinen Fall, dass eine Doula dabei ist. Und so bin ich halt nun auf Pikett für den geringen Fall, dass eine Verlegung ins Spital nötig wäre. Aber ich bin gutes Mutes und ich sende meiner Schwangeren in Gedanken all die guten Wünsche die sie braucht. Schade, dass das manchmal so kommt. Aber das ist zum Glück eine der wenigen negativen Situationen, die ich bisher mit anderen Fachpersonen erlebt habe. Es gab bisher mehrheitlich positive Begegnungen. Wie den Frauen, versuche ich ihnen mit offenem  Herzen zu begegnen und sie so zu nehmen, wie sie sind. 

Gemeinsam können wir den Schwangeren und ihren Familien eine gute Geburt und einen tollen Start in die Elternschaft ermöglichen. 

Donnerstag, 14. August 2014

Postpartale Depression...ein Tabuthema?

Die postpartale Depression - oftmals leider immer noch ein Tabuthema. 

Aber auf jeden Fall ein Thema das mich beschäftigt. Ein Thema auch, dass mich nicht mehr loslässt, seit ich nach der Geburt meiner ersten Tochter selber eine postpartale Depression hatte. Und wahrscheinlich auch ein Thema, dass mich ein Leben lang begleiten wird und mich ermahnt, aufmerksam zu bleiben, damit ich hoffentlich nie wieder in das gleiche Fahrwasser gerate. Aber auch ein Thema, dass nach der Krise eine grosse Chance in meinem Leben war. Eine Chance auch, Altlasten abzulegen, nach vorne zu schauen und aus diesem Wendepunkt in meinem Leben das Beste zu machen. 

Im Nachhinein gesehen ist mir klar, dass ich wohl prädestiniert war eine postpartale Depression zu entwickeln. Bevor ich schwanger wurde, hatte ich mehrere Operationen, Not-Operationen nach einem eigentlichen Routineeingriff. Das Vertrauen in meinem Körper war dadurch damals schon nachhaltig gestört. Wir hatten eine längere Kinderwunschzeit und ich hatte mehrere Aborte und eine Eileiterschwangerschaft. Mein Körper hat also wieder nicht ganz so "funktioniert", wie ich das von ihm erwartet hätte. Als es dann endlich wirklich geklappt hatte, verbrachte ich 9 Monate voller Angst, dass ich auch dieses Kind verliere. Ich entwickelte einen Haufen Beschwerden, die ich mir nicht selten auch nur einbildete. Die letzten Wochen musste ich zu Hause mehr oder weniger ruhig verbringen, weil mein Blutdruck sich immer wieder neue Höchstziele setzte. Eine Menge Zeit sich auf mögliche Fehlfunktionen zu konzentrieren. Die Geburt dann schlussendlich nicht das, was man sich wünschen würde. Eine Geburt, die mich noch lange beschäftigen sollte und die viel Aufarbeiten nötig machte. Dann nach der Geburt wurde unsere wunderbare Tochter auf die Neo verlegt, wir wurden erst nicht recht informiert was los war. Für mich wieder ein grauenvoller Moment, weil ich mich in den Gedanken reinsteigerte, dass nun wirklich das Schlimmste eintreffe. Alles ging aber natürlich gut. Dann die ersten Monate mit kaum Schlaf, mit der absoluten Überforderung mit einem Baby mit starken Bedürfnissen, keine Zeit mehr für mich, das Gefühl nur eine Rolle zu spielen, mich vollkommen und tatsächlich selbst zu verlieren. Gefangen zu sein. Das Gefühl auch, es selber schaffen zu müssen, weil ich habe dieses Kind ja unbedingt gewollt. Überwältigt aber doch vor Liebe und dem unbändigen Drang, dieses Wesen beschützen zu wollen. Total unglücklich an meinem neuen Wohnort. Entwurzelt. Verloren. 

Nach sieben Monate guter Miene zum bösen Spiel dann der Zusammenbruch. Die vier Wochen auf der Mutter-Kind-Station in Affoltern am Albis waren meine Rettung. Ich habe mich dann relativ schnell aufgerappelt, bin ein Stehauffrauchen. Kurze Zeit darauf dann schwanger mit der zweiten Tochter. Die Depression lauerte lange noch wie ein Schatten hinter mir. Mal näher, mal weiter weg. Ich schaffte es aber nach der zweiten Geburt nicht wieder zu erkranken. Denn sobald ich das Gefühl hatte, dass die Situation kippt, habe ich mir sofort Hilfe gesucht. Alle in meiner Umgebung waren informiert. Meine Familie, meine Freundinnen, meine liebe Hebamme (ohne die ich es nicht vielleicht nicht so gut geschaft hätte), mein Hausarzt, meine Frauenärztin, die Mütterberaterin. 

Manchmal erhält man dann auch Hilfe an einem Ort, wo man es nicht erwarten würde. Meine zweite Tochter war eine Frühgeburt und musste auch auf die Neo. Also wieder kein Wochenbett, Stress pur mit dem Pendeln hin und her. Es war ein harter Winter, der viele Schnee hat es nicht leichter gemacht. Dazu noch ein Noro-Virus der damals dafür sorgte, dass Geschwisterkinder nicht mehr auf die Neo durften. Also also noch eine Spur komplizierter. Das alles nach einem Kaiserschnitt, noch mit der Operationsnarbe kämpfend. Nachdem meine zweite Tochter dann endlich zu Hause war, hatte sie nach kurzer Zeit einen Infekt. Keine sehr schlimme Infektion, aber wir durften dann eine Woche im Spital bleiben, denn auch diese Ärzte waren informiert über meine Vorgeschichte und haben gemerkt, dass ich Erholung und Unterstützung brauchte. Und ich hatte Glück, ich war mit zwei Frauen im Zimmer, die in einer ähnlichen Familienkonstellation waren und aber total positiv und aufgestellt. Wir hatten so gute Gespräche in der Zeit. Ich konnte ich mich eine Woche verwöhnen lassen, nur da mit meiner Tochter am kuscheln, mit Essen, dass ich nicht selber kochen musste. Es war genau das was ich gebraucht habe und es hat mich aufgefangen. So konnte ich mein verpasstes Wochenbett aufholen. Etwas, dass ich ganz wichtig finde, wenn das Wochenbett nicht so war, wie man es sich vorstellt. Das man sich die Zeit und Unterstützung holt, das nachzuholen.

Kurz nach der Geburt meiner zweiten Tochter lass ich dann das erste Mal von Doulas und wie Schuppen fiel es mir von den Augen: genau das ist es, was ich gebraucht hätte. Jemanden bei dem ich meine ständigen Sorgen deponieren konnte, die mich im Alltag mit dem Baby unterstützt hätte. Jemand der einfach da war und mich auf den Boden geholt hätte, wenn sich meine Gedanken wieder im Kopf drehten. Und ich habe mich dann recht schnell dazu entschlossen, diese Ausbildung zu machen. Einfach, dass ich es anderen Frauen vielleicht etwas leichter machen kann. Sie in dem Prozess des Mutterwerdens unterstützen kann. Jemand der versteht, was in einem vorgehen kann. 

Dieser Aspekt ist natürlich nur ein Teil des Doula-Seins, natürlich begleite ich nicht nur Frauen mit schwierigen emotionalen Situationen. Die Bedürfnisse sind ja ganz unterschiedlich. Aber das was ich erlebt habe, macht es mir leicht, mich in die Situation von Frauen mit vielen Sorgen und Ängsten zu versetzen.

Heute ist die Depression ein Stück zurück. Ich freue mich wieder über all die schönen Dinge, die um mich herum passieren, ich habe mich selber wieder gefunden. Es sind die kleinen Sache, die mich nach wie vor glücklich und dankbar machen: bei schönen Wetter alleine und LAUT im Auto DIE Musik zu hören, die ICH mag. Als Beispiel.

Bei einer klugen Frau, habe ich einmal einen Spruch in einem Forumsbeitrag gelesen, den ich nie vergessen werde: Wer die Dunkelheit nicht kennt, der kann das Licht nicht sehen. Und ganz genauso ist es für mich. 

Im Moment lese ich unter anderem gerade das Buch "Wie kann ich dich halten, wenn ich selbst zerbreche" von Ulrike Schrimpf. Sie bringt es auf den Punkt. An ganz vielen Stellen erkenne ich mich wieder. Und ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der das Gefühl hat eine postpartale Depression zu haben oder der als Fachperson mit frischgebackenen Eltern arbeitet. Eltern deshalb, weil es sind durchaus nicht nur Mütter betroffen, auch Väter können einen postpartale Depression entwickeln. 

http://www.geburtsweg.ch/doula-l%C3%A4deli-shop/b%C3%BCcher-und-medien/postpartale-depression/

Seid aufmerksam, fragt nach, seid da.

Dienstag, 3. Juni 2014

Ein Olilias Mei Tai entsteht...

Die Entstehung eines Olilias Mei Tais ist mit viel Freude, aber auch mit einigem am Arbeitsaufwand verbunden. Ich habe hier bei mir ganz viele verschiedene Stoffe, Baumwollstoffe, Tragetuchstoffe, Cordstoffe und ungefähr tausend Ideen, wie ich diese zusammen kombinieren kann.

Doch manchmal liegt irgendwo bei einer Familie noch ein verwaistes Tragetuch herum. Gekauft in guter Absicht das Baby tragen zu wollen, doch dann als nicht alltagstauglich eingestuft. Vielleicht ist das Tuch zu lang oder das Binden ist zu mühsam, wenn nebenbei noch ein paar ungeduldige Kleinkinder versorgt werden müssen. Nicht selten landet dann so ein Tuch bei mir und dann geht es los. Die Kundin erhält von mir eine Flut von möglichen Kombinationen, aus denen Sie dann erstmal einen passenden Stoff für eine Kopfstütze aussucht. Die Qual der Wahl (und das hier ist nur eine kleine Auswahl...)



Es kommt durchaus vor, dass ich mich dann selber in eine Kombination verliebe und gleich noch ein paar Varianten mehr zuschneiden. Es kann nämlich sein, dass ich dem Tuch Asyl gebe, wenn es mir gefällt. Andere Möglichkeiten: siehe unten

Ist das erstmal geschafft, dann gibt es noch mehr auszusuchen. Welche Farbe sollen die Träger haben, welches Einfassband passt dazu, welches Webband harmoniert am Besten. Fragen über Fragen. 

Übrigens benötige ich pro Olilias Mei Tai gut 7 m Einfassband und meistens etwa 2 Fadenrollen. Der Arbeitsaufwand beträgt gut 5-6 h, je nachdem wie kompliziert der Stoff zum vernähen ist. 


Doch irgendwann geht jede Arbeit dem Ende zu und das Ende ist auch das, was am schwierigsten ist. Das alle Träger im richtigen Winkel angenäht sind, dass die Kopfstütze schön zentriert ist, kein Kordelstopper vergessen, keine Fäden, die noch irgendwo wieder aufgehen, alle Snaps gut schliessen. Phu, das ist jeweils Durchhalten bis am Schluss. 

Doch... es lohnt sich! Noch jeder Mei Tai hat mir am Schluss gefallen, wenn er ganz fertig vor mir liegt. Wenn ich Fotos mache für die Homepage, bin ich jedesmal ganz stolz auf das Werk und freue mich, wenn er auf die Reise zu einer Tragefamilie darf. 



Und was passiert jetzt mit dem Reststoff? Also wie gesagt, behalte ich den manchmal selber, wenn er mir gefällt und ich sozusagen inspiriert werde von den verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten. Auch ein Sling dazu ist denkbar. Oder aber das Tuch ist so laaaaaaang - was gar nicht selten ist, weil viele Eltern denken, dass man das längste Tuch braucht um alles binden zu können - dass es durchaus noch einsatzfähig ist, wenn ich das Tuchstück für den Mei Tai abegeschnitten habe. 



So nun geht es aber schon bald wieder an die Arbeit. Der nächste Wunsch Mei Tai wartet auf mich.








Freitag, 30. Mai 2014

Auf Spurensuche in Rom



"In dem Zimmer, dass für die Geburt vorbereitet ist, befinden sich einige treue Sklavinnen und eine weitere Frau. Sie hat die Haare zusammengebunden, kauert zwischen den gespreizten Beinen der Herrin und gibt ihr Anweisungen, wie sie atmen soll. Eine Assistentin, vielleicht ihre Tochter, umklammert die Gebärende von hinten und drückt bei jeder Kontraktion ihren Schoss nach unten. Auf ihrem Tische liegen einige Instrumente und Wickel bereit, falls es zu Blutungen kommen soll. Die Hebamme heisst Scribonia Attica und ist extra aus Ostia hergekommen, um bei der Geburt zu helfen. Ein Freund der Familie hat sie gerufen, der sie für eine Erfolgsgarantie bei wichtigen Geburten hält. Er selbst in ein bekannter archiatrus, eine Art „Oberarzt“. Geburten werden fast nur von Frauen begleitet, so gut wie nie von männlichen Ärzten. Einerseits aus Schamgefühl, zum anderen auch, weil Ehemänner es nicht dulden, dass ein anderer Mann so intimen Umgang mit ihrer Frau hat. Und es wird noch lange so bleiben, dass gynäkologische Angelegenheiten Sache von Hebammen und Ärztinnen sind" (Auszug aus dem Buch "Ein Tag im alten Rom" von Alberto Angela)

Geschichte hat mich schon immer fasziniert und war zweifellos eines meiner Lieblingsfächer in der Schule. Ich besuche gerne Orte aus längst vergangenen Zeiten und versuche mir vorzustellen, wie die Menschen dort gelebt haben. Es sind nicht die Könige oder Edelleute, die es mir hauptsächlich angetan haben, sondern vorallem das Leben der einfachen Leute. 

 Grund genug also, um uns mal wieder auf den Weg ins alte Rom zu machen. Rom mit kleinen Kindern, werden Sie sich vielleicht fragen? Doch das ist mit der richtigen Ausrüstung überhaupt kein Problem. Und so waren Tragetuch und Olilias Mei Tai unsere treuesten Begleiter. Flink und geschwind kamen wir über alle alten Steine und wenn ein Kind laufmüde wurde, kam es auf den Rücken und wir geschwind voran. Und so hat sich der Olilias Mei Tai auch mit 6-jähriger Tragline auf kurzen Tragestrecken noch bewährt, wenn das Rückenteil und die Stegbreite zugegeben bei einem Kind mit Kleidergrösse 116 nicht mehr ganz optimal sind. Aber unsere Tochter hat es trotzdem genossen. Kein Zufall übrigens, dass sie nach der Mutter eines römischen Imperators benannt wurde, dem der Kaiserschnitt auch seinen Namen zu verdanken hat. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass er wirklich per Sectio geboren wurde, da dies zu früheren Zeiten praktisch das Todesurteil für die Mutter bedeutete. Und Cäsars Mutter Aurelia lebte noch lange Jahre nach seiner Geburt weiter. 

Also was immer Sie auch planen, geschickt verpackt, steht auch einer Städtereise mit Kleinkindern nichts im Wege. Nur Mut! 

Müde nach des Tages Last

Im Forum Romanum

Olilias Mei Tai Medioevo

Montag, 19. Mai 2014

Geburtsbegleitung bei geplantem Kaiserschnitt?

Oft gefragt werden wir, ob eine Geburtsbegleitung auch bei einem geplanten  Kaiserschnitt Sinn macht. Die Antwort dazu ist ganz einfach: aber ja! 

Gerade in dieser Woche ist mir das wieder eindringlich bewusst geworden. Denn warum soll eine Frau die einen Kaiserschnitt haben wird, nicht vor der Geburt ihres Babys ebenso umsorgt werden, wie eine werdende Mutter, die eine vaginale Geburt anstrebt? Was spricht dagegen, sie mit fein riechenden und entspannenden Ölen zu massieren, wenn sie das möchte? Warum nicht beispielsweise auch Atemübungen zeigen, welche ihr helfen können schwierige Momente zu überstehen? Dazu das Wichtigste unserer Arbeit an und für sich: Da-Sein, Anteil nehmen, Zuhören, Erklären. Ich sehe da noch ganz viel Potential.

Wenn der Mann nicht in den Operationssaal mit möchte (und manch einer findet vielleicht erst den Mut dies einzugestehen, wenn er eine Wahl hat), dann kann die Doula beispielsweise während der Operation Fotos machen um diese Momente festzuhalten. Ich hatte kürzlich die grosse Ehre von Seiten eines  Regionalspitales, dass ich während einem Kaiserschnitt mit Vollnarkose dabei sein durfte. Ich war somit nicht nur Zeugin der Geburt, ich habe versucht soviele Fotos wie möglich zu machen, damit diese den Eltern vielleicht helfen können, die verpassten Momente zu rekonstruieren. Gestern habe ich mir die Fotos nochmals angesehen. Ein besonderer Moment, auch für mich. Ich bin dankbar, dass ich den Eltern diese Bilder geben darf.

Gerade Frauen, die zum zweiten Mal eine Sectio haben, machen sich diesen Entscheid - wenn sie eine Wahl haben - oft nicht einfach. Sie wissen ja auch bereits in etwa, was sie erwartet, welche Schmerzen sie nachher haben werden und meistens auch, was es für das Kind bedeutet. Oft haben sie Angst, weil sie beim ersten Mal möglicherweise überrumpelt wurden. Bei den Vorgesprächen versuche ich jeweils herauszufinden, aus welchen Gründen ein Kaiserschnitt angestrebt wird, ob es vielleicht Alternativen oder Verhandlungsspielraum gibt und was die Frau für Wünsche für diese kommende Geburt hat. Diese Wünsche versuche ich dann so gut es geht zu erfüllen. 

Nach einem Kaiserschnitt kann die frischgebackene Mutter sich nicht gut bewegen und braucht doppelt Unterstützung bei den ersten Stillversuchen und beim wichtigen Bonding. Je nach Situation vor Ort bleibe ich dann manchmal etwas länger als normal. Wenn gerade viel los ist - was man bei Geburten ja nicht so gut steuern kann -  dann bleibe ich so lange, bis alles soweit in Ordnung ist, dass ich mit einem guten Gefühl nach Hause gehen kann und weiss, dass die kleine Familie in guten Händen ist.

Es sind oft die Kaiserschnittgeburten, die mich oft zu Tränen (be)rühren. Vielleicht weil das Leben so plötzlich ändert. Von einem Moment zum anderen ist alles anders.

Es ist nicht egal wie wir geboren werden, aber manchmal gibt es einfach keine andere Möglichkeit und auch ein Kaiserschnitt kann eine ganz besondere und schöne Geburt sein. Ganz wichtig ist es, dass die Eltern gut begleitet und informiert sind und auch Mitspracherecht haben, ausser ein wirklich dringender Notfall lässt dies nicht mehr zu.

Es gibt auch einige gute Bücher zum Thema. Z.B. "Meine Wunschgeburt" oder "Kaiserschnittmütter", die ich allen Frauen empfehlen möchte, die noch immer darunter leiden, dass sie einen Kaiserschnitt hatten oder aber sich für die kommende Geburt gut vorbereiten möchten. (http://www.geburtsweg.ch/doula-l%C3%A4deli-shop/b%C3%BCcher-und-medien/kaiserschnitt/)

Eine Aufarbeitung der Geburt, kann diese zwar nicht mehr verändern, aber es hilft einem doch, das Geschehene so annehmen zu können, dass man damit leben kann. Und Trauer darüber zu empfinden, was uns und unseren Kindern wiederfahren ist, dass ist nur normal und sollte auch zugelassen werden.



 





Donnerstag, 10. April 2014

Das Tränende Herz... oder loslassen ist nicht immer einfach

Lamprocapnos spectabilis
Im Moment blüht es in meinem Garten wie verrückt. Manches ist früh in diesem Jahr ohne rechten Winter.  Ich mag mich erinnern, dass ich mich schon oft im Mai gefragt habe, wann denn endlich unser Nussbaum wieder austreibt. Dieses Jahr sehe ich bereits die ersten Knospen. Ich bin ja gespannt, ob sich diese Fruchtbarkeit auch bei den Menschen niederschlägt. 

Was auch bereits aus der Erde schaut ist das "Tränende Herz" alias Lamprocapnos spectabilis. Diese Blume symbolisiert für mich wie keine andere, die Mutterschaft. Auch wenn es Heilkräuter geben mag, wie Alchemilla vulgaris oder andere, welche in der Frauenheilkunde von grosser Bedeutung sind, so ist es doch diese Pflanze, welche in ihrer Schönheit ganz oft wiederspiegelt, was in meinem Herz vorgeht. Das heisst wiederum nicht, dass ich dauernd traurig bin, dem sei weit gefehlt, aber ganz oft, spüre ich doch den Hauch von Wehmut oder halt auch mal eine grosse Traurigkeit. Denn - und das wird mir je länger je mehr klar - wird die Mutterschaft geprägt vom Loslassen. 

Loslassen beginnt schon früh. Eine Schwangerschaft bedeutet erstmal das Loslassen von einem bekannten Zustand, als weibliche und bis anhin kinderlose Person, die sich bislang vorallem um das eigene Wohl sorgen musste. In der Schwangerschaft ändert sich vieles. Hormonelle Veränderungen, der Bauch wächst, die Brust entwickelt sich, die Brustdrüsen bereiten sich aufs Stillen vor. Manchmal - und das kommt gar nicht selten vor - muss man in dieser ersten Zeit schon wieder loslassen. Die Schwangerschaft endet bereits in diesem frühen Stadium. Und auch da heisst es sich wieder Verabschieden von einer Phantasie, einer Verheissung, was hätte werden können. 

Doch meistens geht  alles gut und wir sind nun "guter Hoffnung", dass die Schwangerschaft stabil bleibt, das Ungeborene in unserem Bauch heranwächst, gut geschützt vom Fruchtwasser, ernährt durch die Plazenta. 

Und dann folgt der Tag, den wir die ganzen langen Wochen herbeigesehnt oder auch gefürchtet haben. Der Tag der Geburt. Und wie kein anderer Tag, ist das ein Tag des Loslassen. In diesem Moment müssen wir unser Ungeborenes loslassen in die Welt hinaus. Wir verabschieden uns von einer Idee, wie wir uns dieses Kind vorgestellt haben und begrüssen ein Geschöpf, dass ein ganz eigenes Individuum ist. Dieses Kind wird sein eigenes Leben haben, es wird seine eigenen Vorstellungen haben, es wird lieben, es wird sich fürchten, es wird seine eigenen Fehler machen und es wird unbändige Freude verspüren. Und wir werden merken, dass wir es nicht vor allem beschützen können. Dieser Tag der Geburt, ist ein Ende, aber auch der Anfang von etwas Wunderbaren. Die Wehen unterstützen diesen Vorgang des Loslassens. 

Das Kind entwickelt sich weiterhin im Eilschritt. Gerade wenn wir uns an etwas gewöhnt haben, fängt ein neuer Abschnitt ab. Eben haben wir ausschliesslich gestillt, so steht nun Beikost auf dem Plan. Kaum fängt es an zu robben, so scheint es, springt es im nächsten Moment durchs Wohnzimmer. Gerade noch haben wir die Chrabbelgruppe besucht, so steht nun Muki Turnen auf dem Plan. Wir sind beständig dabei unser Leben neu zu organisieren und folgen in atemlosen Tempo dem Entdeckerdrang unserer Kinder. 

In diesem Sommer ist für mich nun wahrlich ein grosser Lebensabschnitt zu Ende. Meine jüngere Tochter wird in den Kindergarten kommen, mein grosse Tochter in die Schule. Die Kleinkinderphase ist definitiv zu Ende. Gerade mal sechs Jahre ist es her, als ich dieses kleine Bündel Mensch zum ersten Mal in den Armen hielt und das es in Windeseile geschafft hat, sich mit ihrer Schwester zusammen, den grössten Teil meines Herzens zu erobern. So zärtlich geliebt. Und nun sind es schon beinahe nur noch Erinnerungen an diese ersten Lebensjahre meiner Kinder. 

Und darum symbolisiert das Tränende Herz für mich die Mutterschaft. Denn meistens ist es nur mein Herz, das weint und mein Lächeln drückt die Freude aus, dass sich meine Kinder so gut entwickeln und ihre Welt entdecken.

Montag, 3. März 2014

Geburtsgeschichten

Ganz viel meiner Arbeit ist Zuhören. Es ist eigentlich die Essenz dessen, was wir machen. Zuhören, Da-Sein, Vertrauen geben. Das ist nicht nur in der Begleitung während der Schwangerschaft, Geburt und dem Wochenbett so wichtig, sondern oft auch ganz weit darüber hinaus.

Ich weiss nicht, wieviele Geburtsgeschichten ich in der Zwischenzeit gehört habe. Und ich betrachte jede einzelne als Geschenk. Das sich mir die Menschen anvertrauen und diese persönliche Erinnerungstruhe öffnen. Jede Geschichte ist einzigartig. Es ist spannend zu erleben, wie wichtig doch dieser eigentlich kurze Moment des Lebens ist. Gerade bei traumatisch verlaufenenen Geburten ist es so wichtig, dass das Geschehene verarbeitet werden kann und das einem jemanden zuhört, immer und immer wieder zuhört. Auch wenn das Geburtserlebnis so nicht mehr verändert werden kann, hilft dies mit der Zeit zu verstehen und es so annehmen zu können, wie es ist. Auch wenn eine Traurigkeit darüber bleibt und einem doch auch hin und wieder besucht. Denn ein Bedauern darüber, was geschehen ist, darf man empfinden. 

Spannend sind auch die Geschichten von Vätern. Gerade war ein Vater bei mir. Eigentlich um Fotos zu machen für einen Zeitungsbericht. Aber er hat nachher noch eine Weile erzählt, wie für ihn die Geburten seiner Kinder waren. Es war eigentlich ein gutes Erlebnis. Aber auch er hatte das Bedürfnis darüber zu sprechen und zu erklären. Und so war es wieder deutlich zu spüren, wie Alfred Rockenschaub in seinem Buch "Gebären ohne Aberglauben" so schön sagt.



Bitte erzählt mir weiterhin eure Geburtsgeschichten. Ich liebe sie und schätze euer Vertrauen.